Projekte

Die Kriegswitwe

Meldorf 2024 - Gemeinschaftsschule Meldorf

Projektziel – Projektinhalt – Hintergrund 

Das Projekt untersucht die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs auf die Landbevölkerung in Dithmarschen und wird von Schüler:innen des 10. Jahrgangs umgesetzt. Ziel ist es, einen ca. 10-minütigen Film aus der Perspektive einer Gudendorfer Bäuerin zu realisieren, der die Jahre 1933 bis 1948 abdeckt. Dabei recherchieren die Schüler:innen regionale Geschichte und entwickeln eine plausible Erzählung.  

Hintergrund  

Das Projekt baut auf den Erfahrungen des Filmprojekts „Der Korbflechter aus Kirow“ aus dem Jahr 2022 auf. Auch diesmal wird eine historisch fundierte Geschichte um eine fiktive Figur erzählt, mit sowjetischen Kriegsgefangenen als wiederkehrendem Thema. Der historische Rahmen wurde jedoch erweitert, und die Erzählung erfolgt aus einer neuen Perspektive.  

Obwohl Dithmarschen keine direkten Kampfhandlungen erlebte – abgesehen von der Bombardierung zweier Raffinerien – hinterließ der Krieg deutliche Spuren. Im kleinen Ort Gudendorf war dies besonders sichtbar. Bereits vor Kriegsbeginn wurde ein großes Areal in einen Flugplatz umgewandelt, wodurch mehr Menschen auf der Baustelle arbeiteten, als im Dorf selbst lebten.  

Zu Beginn des Krieges blieben die Bauern zunächst von der Einberufung verschont, doch mit steigenden Verlusten an der Front änderte sich dies. Die landwirtschaftliche Arbeit wurde daraufhin zunehmend von sowjetischen Kriegsgefangenen übernommen, die oft an Unterversorgung und Krankheit starben. Im letzten Kriegsjahr verschärfte sich die Situation durch die Ankunft von Vertriebenen aus den Ostgebieten, wodurch sich die Bevölkerung des Dorfes vervielfachte.  

Die Erzählung  

Der Film versetzt sich in das Leben einer jungen Bäuerin, deren Mann an der Ostfront als verschollen gilt. Auf ihrem Hof arbeiten sowjetische Kriegsgefangene, und nach Kriegsende nehmen ostpreußische Flüchtlinge bei ihr Unterkunft. Der Film thematisiert ihre Gefühle und Beziehungen zu den Kriegsgefangenen, Flüchtlingen und der Abwesenheit ihres Mannes sowie ihre Haltung zur nationalsozialistischen Ideologie.  

Da der Stoff umfangreich ist, wird der Film in zwei Teile zu je 10 Minuten aufgeteilt. Teil 1 behandelt die Jahre 1933 bis 1941/42, Teil 2 deckt die Jahre 1943 bis 1948 ab. Beide Teile bestehen aus mehreren Szenen, die durch eine chronologische Kapitelstruktur verbunden sind.  

Historischer Kontext für Teil 1  

- Reichstagswahl 1933: In Süderdithmarschen erreichte die NSDAP 56 % der Stimmen, 12 % mehr als im Bundesdurchschnitt. Frauen hatten bereits seit 1913 das Wahlrecht.  

- Bau des militärischen Flugfeldes (1938/39): Bauern wurden mit Enteignung bedroht, falls sie ihr Land nicht an die Luftwaffe verkauften.  

- Einberufung (1941/42): Bauern und Landarbeiter wurden zunehmend an die Front geschickt, wodurch Lücken in der Nahrungsmittelerzeugung entstanden.  

- Ankunft sowjetischer Kriegsgefangener (ab 1941): Diese wurden auf die Höfe verteilt, um die fehlenden Arbeitskräfte zu ersetzen.  

Das Projekt verbindet Geschichts- und Filmunterricht und schafft durch die intensive Auseinandersetzung mit den Ereignissen eine tiefere Verbindung der Schüler:innen zu regionaler Geschichte und den Herausforderungen dieser Zeit.

Institution(en)

Gemeinschaftsschule Meldorf
Kooperationspartner: Initiative Blumen für Gudendorf/ Gedenkstätte Gudendorf

Weitere Partner: Dithmarscher Landesmuseum
Landwirtschaftsmuseum Schleswig-Holstein
Kirchengemeinde Meldorf

Gruppengröße

2” SuS

Altersstufe

GemS - Sek I, 10. Jahrgang

Rahmenbedingungen

Alljährlich findet im November die Vorhabenwoche der GMS Meldorf statt, in der sich der 10. Jahrgang der Erinnerungskultur widmet. Durch die Kooperation mit der Initiative Blumen für Gudendorf stehen alljährlich Themen, die sich mit der Gedenkstätte Gudendorf beschäftigen, im Fokus.

Zeitumfang (in den verschiedenen Phasen) 

Zwei Vorbereitungstage u. a. zur Erstellung des Drehbuchs
Vier bis fünf Drehtage

Projektverlauf

Vorab:

Vorstellung des Projekts. Diskussion: Gefühle zum Thema Krieg, auch in Bezug zu gegenwärtigen Konflikten.

Besuch der Gedenkstätte Gudendorf und die Orte des ehemaligen Lagers.

Besuch des Dithmarscher Landesmuseums

Beschäftigung mit ausgewählten Schriften, zum Lager der Sowjetischen Kriegsgefangenen in Gudendorf. (insbesondere das Buch der Historikerin Verena Meier, ISBN 978-3-96717-059-7 ).

Recherche in Gruppen

Suche von Kostümen (Schuhe, Kleidung sowjetischer Kriegsgefangener, Soldaten, Bäuerinnen 40er Jahre)

Suche potenzieller Drehorte

Festlegung einer Erzählung und Schreiben eines Drehbuch-Entwurfs durch die SuS

Das Projekt ist für fünf Projekttage in einer Projektwoche angelegt:

1.Tag: Endgültige Entwicklung eines Drehbuchs, Entwicklung der

Figuren, Improvisieren, Handlung schriftlich festhalten. Darsteller

bestimmen.

2. – 5. Tag: Dreh. Wenn möglich, Sichtung des Materials

Projektabschluss / Dokumentation

Öffentliche Premiere am 27. Januar im Rahmen einer Gedenkveranstaltung an die Opfer des Nationalsozialismus. Anschießend frei zugänglich über die HP der Schule und der Initiative Blumen für Gudendorf.

Hauptansprechpartner

Moses Merkle, Filmemacher und Kulturvermittler, mosesproductions@yahoo.de

Weitere Mitwirkende

Karola Koch, Kreisfachberaterin Kulturelle Bildung Dithmarschen,

karola.koch-hei@kfkb-sh.de

Verweise auf Begleitmaterialien

Sponsoren/Kooperationspartner

Keine, Eigenanteil wurde aus Preisgeld finanziert

Ansprechpartner

Moses Merkle

mosesproductions@yahoo.de

Weitere Ansprechpartner

Karola Koch

karola.koch-hei(at)kfkb-sh.de