Projekte

Sprachförderung durch kulturelle Bildung - Kulturklassen in der Vicelinschule

Neumünster 2019 - Vicelinschule

Projektziel – Projektinhalt – Hintergrund

Seit März 2016 werden an der Vicelinschule pro Halbjahr fünf Klassen zu „Kulturklassen“. Die jeweiligen Klassen bekommen für eine Stunde in der Woche Besuch von einer Künstlerin oder einem Künstler aus dem Bereich bildende Kunst, Theater oder Musik, um gemeinsame Projekte zu gestalten. An der Vicelinschule gab es im 2. Halbjahr des Schuljahres 2019/20 sowie im 1. Schulhalbjahr 2020/21 zwei Kunstkurse, zwei Theaterkurse und einen Rhythmik & Percussion Kurs.

Die Anzahl der Kinder, die aus schwierigen sozialen Verhältnissen kommen, ist an der Vicelinschule besonders hoch. Zudem haben rund 60% der Kinder an der Vicelinschule einen erhöhten Sprachförderbedarf. Diese erschwerenden Umstände geben den Anlass, die Kinder auf ihrem Bildungsweg intensiv zu unterstützen und ihnen gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Die „Kulturklassen“ sind ein intensives, kulturpädagogisches Programm zur Förderung der Sprachkompetenz, Integration, Sozialkompetenz und kulturellen Bildung und stellen dadurch eine wertvolle Bereicherung des Schulunterrichts dar. Dies wird zusätzlich durch die Kontinuität und Zuverlässigkeit der Kursleiter/-innen unterstützt, die mittlerweile ein fester Bestandteil des Schulalltags geworden sind. An den Erfolg der letzten Jahre wird im kommenden Schulhalbjahr angeknüpft – auch dann wird es wieder fünf neue „Kulturklassen“ an der Vicelinschule in Neumünster geben.

Altersstufe

Grundschule (6-11 Jahre)

Institution(en)

Vicelinschule Neumünster; Vicelinstraße 51,

Gruppengröße

5 Schulklassen (jeweils ca. 25 SuS)

Rahmenbedingungen

Die Kurse fanden in den Räumlichkeiten der Vicelinschule im Rahmen der Klassenlehrerstunden statt. Dadurch konnten möglichst viele Kinder an den Kursen teilnehmen und eine intensive Zusammenarbeit wurde begünstigt. Die Klassenlehrer/-innen haben die Kursinhalte mit ihren Klassen vor- und nachbereitet. Für die Verknüpfung der Projekte mit dem Schulunterricht und den ganzheitlichen Lerneffekt war die enge Zusammenarbeit mit den Lehrkräften von besonderer Bedeutung. 

Das Projekt „Kulturklassen in der Vicelinschule“ wurde teilweise finanziell und organisatorisch vom KulturTeil-Förderprogramm des Kulturbüros der Stadt Neumünster unterstützt.

Zeitumfang (in den verschiedenen Phasen)

Ein Termin pro Woche und Kurs à 60 Minuten. Die Termine waren aufgrund der Corona-Pandemie auf die beiden Schuljahre aufgeteilt und haben insgesamt 15 - 20 Wochen umfasst.

Projektverlauf

Theaterkurs mit Nadeshda Gerdt

Im Theaterkurs wurde im Projektzeitraum ein Theaterstück mit den Kindern zum Thema „Ausgrenzung“ erarbeitet. Die Kinder haben das Thema selbst gewählt und haben sich das Stück „Der Regenbogenfisch“ ausgesucht. Die Kinder haben die verschiedenen Rollen untereinander aufgeteilt und hatten Freude an der Geschichte, wenn auch das Textlernen eine Herausforderung darstellte. Die passenden Kostüme wurden besorgt und die Kinder hatten viel Spaß daran verkleidet in ihre Rollen zu schlüpfen.

Im März kam der Corona-Lockdown, sodass die Klasse leider nicht weiter proben konnte.

Nach den Sommerferien hat die Klasse die Proben wieder aufgenommen, wenn auch mit Einschränkungen bezüglich des Kontakts zueinander. Die meisten Kinder, die vor den Sommerferien Teil der Klasse waren, waren auch weiterhin da. Neue Kinder durften sich zusätzliche Rollen aussuchen und übernehmen. Die Kinder konnten für eine kurze Zeit ihre Proben wieder fast normal fortsetzen.

Durch die stärkeren Einschränkungen, die im Herbst kamen, bestand das gemeinsame Tun bestand in dieser Zeit ab dann vor allem aus Text lernen und einigen Spielen ohne Bewegung.

Es wurde schnell klar, dass eine Aufführung des Stücks, die eigentlich für dieses Jahr geplant war, unter diesen Umständen verschoben werden muss. Die Aufführung ist nun für März 2021 geplant.

Die Projektarbeit unter Corona-Bedingungen war für die Kinder leider sehr einschränkend. Sie kennen den Theaterkurs als Raum für Bewegung und Interaktion, doch dies musste unter diesen Umständen unterbunden werden. Den Kindern fiel es schwer, die Motivation nicht zu verlieren. Die Spiele zwischendurch sorgten für freudige Momente und heiterten die Kinder etwas auf.

Kunstkurse mit Astrid Krömer

Das Malprojekt lief parallel in zwei Klassen.

Im Mittelpunkt des Unterrichtsprojektes standen berühmte Künstler und ihre Kunst.Die Schüler/-innen bekamen die Aufgabe, ein Bild im Stil eines bestimmten Künstlers zu malen. Dabei ging es zum einen um das Erlernen des Umgangs mit Farben (Mischen von Farben, Farbkreis, Farbenlehre) und gleichzeitig um Formen oder Inhalte die z.B. auch im Mathematik- oder im Deutschunterricht vorkommen. Ausgehend vom Lehrstoff, der in den Klassen gerade durchgenommen wird, wurde künstlerisch und spielerisch auf bestimmte Themen, wie z.B. Geometrie, Bruchrechnung oder Zahlenräume, Sprache eingegangen. Je nachdem, wie schnell eine Klasse die Themen bearbeitet hatte, wurden mehrere Künstler behandelt. Am Ende des Unterrichtsprojektes wurden die Bilder in einer Ausstellung in der Schule präsentiert. Die Ausstellung der eigenen Bilder und die positive Resonanz des Publikums fördert das Selbstbewusstsein der Kinder und ist für sie ein wunderbares, positives Erlebnis.

Der Corona-Lockdown hat das Projekt zeitlich unterbrochen, jedoch konnte die Arbeit nach den Sommerferien gut wieder aufgenommen werden, da die Kinder beim Malen gut Abstand voneinander halten konnten und wenig Interaktion erforderlich ist.

Rhythmik & Percussion mit Olaf Plotz

Der Kurs fand aufgrund des Corona-Lockdowns nur von Januar bis März 2020.

Die Kinder, die in diesem Jahr an dem Projekt teilgenommen haben, kommen aus unterschiedlichen Herkunftsländern u.a. Deutschland, Bulgarien, Rumänien, Afghanistan und Syrien. Sie alle haben einen erhöhten Sprachförderbedarf. Auf Basis von Sprüchen aus der Alltagswelt und Reimen wurden Rhythmen mit den Kindern eingeübt; zunächst mit Händen und Füßen, dann auf den Trommeln.Auf diese Art entstand nach und nach ein Repertoire.

Ein wesentlicher Bestandteil waren auch Reaktions- und Achtsamkeits-Spiele, sowie das Kennenlernen von interessanten Instrumenten, z.B. Oceandrum, Darabouka, Djembe, Daumenklavier oder den Handpans.

Gefördert wurde die soziale Kompetenz in den Klassen: das Einhalten von Regeln, Achtsamkeit und Konzentrationsfähigkeit. Der Kurs fand bei den Kindern und Klassenlehrerinnen eine positive Resonanz.

Theaterkurs mit Stephanie Peters

Der Kurs fand aufgrund des Corona-Lockdowns nur bis März 2020 statt.

Die Stückfindung für diesen Theaterkurs begann bereits im August 2019. Die Kinder haben sich das Thema „Zirkus“ ausgesucht. 

Alle Kinder haben sich zunächst Rollen ausgesucht. Von einem Löwen, dem Zirkusdirektor und dem starken Mann bis hin zu einem seiltanzenden singenden Pinguin war alles vertreten.

Stephanie Peters hat eine kleine Rahmenhandlung und Geschichte erdacht und diese aufgeschrieben. Jedes Kind hatte festen Text, der gelernt werden musste. Das ist für viele Kinder mit Migrationshintergrund eine große Herausforderung, da oft zuhause die sprachliche Unterstützung gering ist. Hier war die Unterstützung der Klassenlehrerin maßgeblich für den Erfolg der Aufführung. Auch die Expertise der Klassenlehrerin im Zirkusbereich, hatten sich einige Kinder bereits mit Akrobatik, Einrad fahren und Jonglieren beschäftigt und konnten diese Fähigkeiten in das Stück mit einbauen.

Durch auswendig lernen, lautes Sprechen und präsentes Auftreten bekamen nach und nach alle Kinder ein Gefühl dafür, wie es ist sich bewusst Raum zu nehmen und gehört zu werden.

Die Theaterproben, die oft mit warten und zusehen verbunden sind, forderten von den Kindern Konzentration und Geduld. Das ist etwas, das sich erst nach und nach einstellt, wenn ihnen klar wird, wieviel mehr Spaß die Arbeit macht, wenn man den anderen Respekt entgegenbringt und dafür selbst Respekt empfängt.

Den reibungslosen Ablauf des Stückes hinzubekommen birgt noch weitere wichtige Lerneffekte für die Kinder. Sie lernen Aufmerksamkeit, Zusammenarbeit, schnelles Reagieren und einander zu helfen.

Obwohl es in dem Kurs vor allem um den Prozess ging, als darum eine Präsentation am Ende fertig zu haben, ist es doch für die Kinder ein Erlebnis ihre fertige Arbeit an der Schule zu präsentieren. Hier geht es dann plötzlich darum, mit Aufregung und Angst umzugehen. Um die Erkenntnis, dass es bei der Aufführung nur eine Chance gibt es gut zu machen. Und um die große Befriedigung, die es mit sich bringt eine gemeinsame Arbeit zu präsentieren.

Am 10. und 11. März 2020 konnte das Stück kurz vor dem Lockdown noch vor den Mitschülern und Mitschülerinnen sowie Eltern und Geschwistern aufgeführt werden.

Projektabschluss/Dokumentation

Theaterkurse:  Eine Aufführung fand im März 2020 statt. Die Aufführung des weiteren Theaterkurses ist für März 2021 geplant.

Kunstkurse: Die Arbeiten der Kinder werden in den Fluren der Schule ausgestellt.

Rhythmik & Percussion: Aufgrund des Lockdowns konnte keine Aufführung stattfinden.

Hauptansprechpartner

Astrid Krömer, Kulturvermittlerin und freie Künstlerin

Agnes Trenka, Kulturbüro der Stadt Neumünster, Kleinflecken 26, 24534 Neumünster

Weitere Mitwirkende

Rhythmik & Percussion mit Olaf Plotz

Theaterkurs mit Stephanie Peters

Theaterkurs mit Nadeshda Gerdt

 

 

Ansprechpartner

Astrid Krömer

astrid.kroemer-ploe(at)kulturvermittler-sh.de